Hintergrund & Ziel
- Ziel: Entwicklung eines sicheren Modells zur Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitaminen und Mineralstoffen ohne Risiko für Verbrauchergruppen – insbesondere Kinder.
- Notwendig, da einige Mikronährstoffe nur eine geringe Spanne zwischen empfohlener und maximal sicherer Zufuhr haben.
- Berücksichtigung von Nahrungsergänzungsmitteln (v.a. bei Kindern weit verbreitet) im Modell, um eine Überdosierung zu vermeiden.
Zentrale elemente des Modells
- Basis: Obergrenzen der täglichen Zufuhr („Tolerable Upper Intake Levels“, UL) sowie Daten zum tatsächlichen Verzehr (95. Perzentil) aus dänischen Ernährungsstudien.
- Einführung von Guidance Levels (GLs) und Temporary Guidance Levels (TGLs), wo keine ULs vorliegen.
- Modell berücksichtigt zusätzliche Nahrungsergänzungen und Energieaufnahme, um die maximal zulässige Anreicherung pro 100 kcal zu berechnen.
Wichtige erkenntnisse
- Kinder und Jugendliche sind besonders gefährdet durch hohe Mikronährstoffzufuhr aus angereicherten Lebensmitteln + Nahrungsergänzungsmitteln.
- Besonders kritisch: Eisen, Vitamin A, B6, Niacin, Kupfer und β-Carotin – hier wurde entweder eine Reduktion empfohlen oder vollständige Vermeidung der Anreicherung.
- Vorschlag: Keine Anreicherung von Lebensmitteln mit Eisen und β-Carotin, da z.B. bei genetischer Eisenüberladung (Hämochromatose) erhebliche Gesundheitsrisiken bestehen.
- Für viele andere Nährstoffe (z.B. Vitamin C, D, K, B12, Biotin, Pantothensäure) wurden sichere Zusatzmengen abgeleitet – jeweils angepasst auf Altersgruppe und Energieaufnahme.
Besonderheiten des modells
- Deckt alle Altersgruppe an – inkl. extrapolierter Grenzwerte für Kinder basierend auf Körperoberfläche (metabolisches Verhältnis).
- Geht davon aus, dass maximal 25% der täglichen Energieaufnahme aus angereicherten Lebensmitteln stammen kann.
- Ziel: Sicherheit für 95% der Bevölkerung, inklusive Vielverzehrern und Nahrungsergänzungsmittel-Nutzern.
Fazit & Empfehlung
- Die sichere Anreicherung von Lebensmitteln mit Mikronährstoffen ist möglich, wenn supplementierte Mengen und Altersgrenzen beachtet werden.
- Mehr Forschung ist notwendig, um die Langzeitsicherheit (v.a. bei kombinierter Aufnahme mehrerer Nährstoffe) zu bewerten.
- Vorsicht bei vulnerablen Gruppen (Kinder, Schwangere, Ältere, genetisch vorbelastete Personen).
- Die Studie liefert eine praktikable Grundlage für Behörden und Hersteller zur sicheren Umsetzung von Lebensmittelanreicherung.
Rasmussen, S.E., Andersen, N.L., Dragsted, L.O. et al. A safe strategy for addition of vitamins and minerals to foods. Eur J Nutr 45, 123–135 (2006). https://doi.org/10.1007/s00394-005-0580-9
Quelle: A safe strategy for addition of vitamins and minerals to food